basler zeitung, 25. september 2004

kunstsfreunde spielen kuratoren

die verblüffende ausstellung «persönlich» im kunsthaus langenthal

«persönlich» heisst die ausstellung im kunsthaus langenthal. das haus, dessen programm der zeitgenössischen kunst gilt, hat für einmal einen spannenden rollenwechsel gewagt: 26 personen haben sich als kuratoren einer ausstellung betätigt.

marianne burki, leiterin des kunsthauses langenthal, ist ein wagnis eingegangen, dessen resultat sich sehen lässt: rollentausch heisst das experiment. die leiterin des kunsthauses hat die sieben mitglieder des gemeinderats (exekutive), die städtische kulturbeauftragte, die mitglieder des vorstands des kunstvereins oberaargau sowie vorstandsmitglieder weiterer kultureller organisationen der 14000 einwohner zählenden gemeinde darum gebeten, je eine künstlerin oder einen künstler, die oder der für sie wichtig ist, dazu zu überreden, werke auszustellen.

sichtweisen.

das resultat ist spannend: mit ausnahme von zwei künstlern präsentieren die geladenen schausteller zeitgenössische künstlerinnen und künstler. unterschiedliche stilrichtungen und techniken gelangen in den schönen räumlichkeiten des museums im ehemaligen «choufhüsi», dem späteren rathaus, zur schau. entstanden ist ein parcours durch viele sichtweisen, motivationen und interessen.

politik und kunst.

stadtpräsident hans-jürg käser hat vierzehn jahre nach dem kauf eines bildes wieder kontakt mit dem maler und grafiker roland uetz aufgenommen, der bilder zeigt, die den stadtpräsidenten überrascht haben, weil sie sich heute mit werken der neueren e- musik auseinandersetzen.

gemeinderat hans scheidiger hat die in will (sg) arbeitende malerin kathrin kummer mit werken auf bemalten papier coupé eingeladen. kulturbeauftragte marianne hauser zeigt mehrfach belichtete und bearbeitete fotodrucke von ursula jakob. 26 ganz unterschiedliche kunstpositionen werden hier gezeigt: von der jungen – und derzeit auch in lugano und thun gezeigten – berner künstlerin christine streuli über roland flück mit seinen grossformatigen ölbildern bis hin zurück zum 1962 verstorbenen berner maler ernst morgenthaler, den der langenthaler agroindustrielle (und ehemalige kunstvereinspräsident) peter geiser mit mehreren bildern präsentiert, von denen er sich sogar trennen mag und sie zum verkauf anbietet.

breite palette.

«persönlich» ist gewissermassen eine doppelausstellung. da zeigen kulturell interessierte und engagierte ihre vorlieben, bieten einblick in ihre wohnzimmer. gleichzeitig wird eine breite palette künstlerischer positionen von bildenden künstlerinnen und künstlern der gegenwart aus der grenzregion bern/aargau präsentiert. an führungen, bei denen es zu spannenden gesprächen über kunst und ästhetischen auffassungen kommt, erläutern die gastkuratoren die werke der von ihnen präsentierten künstler.

«persönlich». kunsthaus langenthal, marktgasse 13.
bis 3. oktober 2004
www.kunsthauslangenthal.ch