gescheckte menschen

ein autobiographischer roman von hugo hamilton

in zahlreichen irischen romanen kommen auswanderer vor, die irland verlassen haben. hier ist eine hauptfigur eine frau, die aus dem nachkriegsdeutschland in irland einwandert. mutter ist eine deutsche, vater ist ein ire, die familie lebt in dublin. mutter stammt aus einer familie, die in der zeit des dritten reichs nicht mit den nazis sympathisierte, vater aber ist ein rechter irischer nationalist. zuhause lässt er nur zwei sprachen gelten: hier wird gälisch und deutsch gesprochen, wer von den vier kindern englisch spricht, wird vom vater bestraft. hugo geht abends jeweils zu den geschichten seiner mutter in deutschland zu bett und steht morgens in irland zur schule auf. die geschichte der familie setzt sich aus erinnerungen aus deutschland und aus irland zusammen. vaters hass gegen die engländer ist so gross, dass er mitunter auch zu erkennen gibt, dass ihm der sieg nazideutschlands gegen england nicht missfallen hätte. die familie lebt in irland gewissermassen auf einer insel, denn kaum jemand verweigert hier mehr die benützung der englischen sprache, wer gälisch spricht, gehört zu den alten und zu den sonderlingen, die nicht mehr verstanden werden. und deutsch versteht ohnehin kaum jemand in dublin. hugo hamilton erzählt hier seine eigene familiengeschichte aus der perspektive des kindes, das er einst war und mit dem wissen des erwachsenen. seine schulkameraden hänseln ihn, beschimpfen ihn, weil er nazi sei. «gescheckte menschen» sind menschen mit biografien, die von mehreren ländern, kulturen oder sprachen geprägt sind. hugo und sein bruder tragen lederhosen aus süddeutschland und aran-pullis aus irland, sie sind eben durch und durch gescheckt, nicht nur sprachlich.

knaus verlag, 2004, isbn 3-8135-0229-5.
aus dem englischen von henning ahrens